Neues aus dem Rathaus
„Wenn ich aktuell Hörbücher für Kinder mit meinem Sohn höre, in welchem Bürgermeister auftauchen, dann stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.“ Bürgermeister Ferdinand Truffner sagt es unverblümt, was sich in Kinderzimmern beim Thema Bürgermeister abspielt. Wenn beliebte Kinderbücher wie „Benjamin Blümchen“, „Bibi Blocksberg“, „Liliane Susewind“ oder gar „Paw Patrol“ vorgelesen oder gehört werden, ist der Bürgermeister dort meist männlich, relativ alt, korrupt, dumm, arrogant oder alles zusammen. Das setzt sich fort in Romanen, Fernsehserien und Filmen. „Diese Stereotype sind überwiegend falsch, zumindest meine bisherige Erfahrung“, so Truffner. Bereits 2005 erfolgte ein Aufsatz der Bundeszentrale für politische Bildung hierüber. Geändert hat sich bisher leider kaum etwas in den Schreibwerkstätten der Verlage. Und genau deshalb nimmt das parteiübergreifende Netzwerk Junge Bürgermeister*innen das jetzt selbst in die Hand: Es hat ein Kinderbuch initiiert, in dem die kommunalen Amtsträger realistisch agieren.
„Wir möchten auch den Kleinsten zeigen, dass Engagement etwas bringt und gleichzeitig einen Einblick in das Berufsbild ‚Bürgermeister‘ geben und dieses von verstaubten Vorurteilen befreien", sagt Henning Witzel, Geschäftsführer des Netzwerks. Ziel ist es zu zeigen, dass sich Engagement in und für eine Kommune lohnt.
Vor einem Jahr hat das Netzwerk Ideen für Geschichten zusammengetragen. Weil Bürgermeister/innen aber weder Verleger noch Kinderbuchautorinnen sind, wurde mit dem Hamburger Unternehmen Framily ein Partner gewonnen, der Erfahrung mit individualisierten Kinderbüchern hat. Denn für die Amtsträger ist klar, wenn man Kindern Geschichten aus ihrer Heimatstadt, von ihrem Bürgermeister erzählt, kann viel einfacher vermittelt werden, dass Kommunalpolitik auch einen direkten Bezug zum eigenen Leben hat.
Herausgekommen ist ein Kinderbuch, über die eigene Kommune „Spielplatz-Alarm in [der jeweiligen Gemeinde].“ Zahlreiche Details können in der Geschichte personalisiert werden, vom Namen und Aussehen des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin bis hin zur Widmung. „Alles kann angepasst werden, außer die Körperfülle“, so Truffner schmunzelnd. „Natürlich kann der Eindruck der Selbstdarstellung und -vermarktung des Bürgermeisters aufkommen. Allerdings ist es ja gerade wichtig, dass in den jeweiligen Kommunen der Name des Bürgermeisters und seine Präsenz nachhaltig wirkt und auch schon die Kleinen wissen, wer für sie Ansprechpartner ist.“
Die erste Auflage, wird am bundesweiten Vorlesetag am 18. November in 35 Kommunen von jungen Bürgermeister/innen vorgestellt.
Gezeigt wird kein kommunaler König, Superheld oder bloßer „Wünsche-Erfüller“, sondern ein realistisches Bild, wie in der Kommune Dinge beschlossen und Entscheidungen gefällt werden. Was gemacht wird, bestimmt nicht die Verwaltung, der Gemeinderat oder der Bürgermeister allein, sondern alle dürfen mitreden. Auch Kinder werden gehört und ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst genommen – so, wie Ella, Nils und ihre Freunde es in dieser Geschichte erleben.
Das 28-seitige Buch ist nicht über den Buchhandel erhältlich, sondern wird für jede Kommune on Demand als hochwertige Hardcover-Ausgabe gedruckt. Für die Individualisierungen ist ein Online-Konfigurator erstellt worden, so dass in der Folge auch weitere Kommunen ganz einfach ihr Kinderbuch bestellen können. In Empfingen werden die Bücher die Erstklässler als nachträgliches „Einschulungs-Geschenk“ der Gemeinde erhalten, die Bücherei wird Bücher im Ausleih- und die Kindertageseinrichtungen im Vorlesebestand haben.
Die Geschichte: „Ein Sturm hat den Spielplatz in Empfingen zerstört! Der muss schnell wieder aufgebaut werden, finden Ella, Nils und ihre Freunde. Aber das ist gar nicht so einfach. Bürgermeister Ferdinand Truffner nimmt die Kinder mit auf dem Weg von den ersten Wünschen über die Planung und die Abstimmung im Gemeinderat. Doch manche Nachbarn wollen keinen neuen Spielplatz. Ob Bürgermeister Truffner eine Lösung findet, mit der alle glücklich sind?“
Beteiligte Kommunen (Mitglieder der AG-Kinderbuch, die für Storyline und fachliche Beratung des Verlages zuständig waren in Fett)
- Solestadt Bad Dürrenberg, Sachsen-Anhalt, Bürgermeister Christoph Schulze
- Gemeinde Bad Endbach, Hessen, Bürgermeister Julian Schweitzer
- Stadt Bad Soden-Salmünster, Hessen, Bürgermeister Dominik Brasch
- Gemeinde Barleben, Sachsen-Anhalt, Bürgermeister Frank Nase
- Gemeinde Barßel, Niedersachsen, Bürgermeister Nils Anhuth
- Markt Beratzhausen, Bayern,1. Bürgermeister Matthias Beer
- Gemeinde Biebergemünd, Hessen, Bürgermeister Matthias Schmitt
- Stadt Burg, Sachsen-Anhalt, Bürgermeister Philipp Stark
- Gemeinde Empfingen, Baden-Württemberg, Bürgermeister Ferdinand Truffner
- Gemeinde Feldatal, Hessen, Bürgermeister Leopold Bach
- Stadt Großalmerode, Hessen, Bürgermeister Finn Thomsen
- Gemeinde Heidesee, Brandenburg, Bürgermeister Björn Langner
- Stadt Hemmingen, Niedersachsen, Bürgermeister Jan Dingeldey
- Gemeinde Hendungen, Bayern,1. Bürgermeister, Florian Liening-Ewert
- Stadt Hermeskeil, Rheinland-Pfalz, Stadtbürgermeisterin Lena Weber
- Gemeinde Herzebrock-Clarholz, NRW, Bürgermeister Marco Diethelm
- Gemeinde Hirzenhain, Hessen, Bürgermeister Timo Tichai
- Gemeinde Hofstetten, Baden-Württemberg, Bürgermeister, Martin Aßmuth
- Stadt Lauingen (Donau), Bayern, 1. Bürgermeisterin Katja Müller
- Gemeinde Leupoldsgrün, Bayern, 1. Bürgermeisterin Annika Popp
- Gemeinde Marpingen, Saarland, Bürgermeister Volker Weber
- Gemeinde Mettingen, NRW, Bürgermeisterin Christina Rählmann
- Gemeinde Neuental, Hessen, Bürgermeister Dr. Philipp Rottwilm
- Stadt Obertshausen, Hessen, Bürgermeister Manuel Friedrich
- Stadt Ornbau, Bayern, 1.Bürgermeister Marco Meier
- Stadt Pasewalk, Brandenburg, Bürgermeister Danny Rodewald
- Stadt Ronnenberg, Niedersachsen, Bürgermeister Marlo Kratzke
- Stadt Schmölln, Thüringen, Bürgermeister Sven Schrade
- Gemeinde Sternenfels, Baden-Württemberg, Bürgermeisterin Antonia Walch
- Gemeinde Stockelsdorf, Schleswig-Holstein, Bürgermeisterin Julia Samtleben
- Stadt Velburg, Bayern, 1. Bürgermeister Christian Schmid
- Gemeinde Wadgassen, Saarland, Bürgermeister Sebastian Greiber
- Gemeinde Walluf, Hessen, Bürgermeister Nikolaos Stavridis
- Stadt Witzenhausen, Hessen, Bürgermeister Daniel Herz
- Stadt Zossen, Brandenburg, Bürgermeisterin Wiebke Sahin-Schwarzweller
Über das Netzwerk
Im September 2019 wurde in Bad Soden-Salmünster das Netzwerk Junge Bürgermeister*innen als eigenständiges Netzwerk unter dem Dach des Innovators Club, der kommunalen Ideenschmiede des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, als loser Verband aus der Taufe gehoben. Unter „Junge Bürgermeister*innen“ verstehen wir alle, die bei ihrer letzten Wahl jünger als 40 Jahre alt waren. Um die Arbeit des stark wachsenden Neuwerks weiter zu professionalisieren, erfolgte im Juni 2022 in Berlin die Gründung eines Vereins. Inzwischen umfasst der Verteiler fast 750 junge Bürgermeister*innen aus ganz Deutschland. Diese verbindet oft eine andere, junge Sicht auf die kommunalen Dinge.