Neues aus dem Rathaus
Der Fleischbeschauer
Josef Hellstern war der Letzte seines Fachs.
Ausgestorben in Empfingen ist die Tätigkeit des nebenberuflichen Fleischbeschauers. Wenn in alten Tagen Tiere in Haushalten oder örtlichen kleinen Schlachthäusern getötet und deren Fleisch für die Menschen verarbeitet wurde, gab es schon seit dem 15. Jahrhundert Fleischbeschauer, die von Amts wegen dazu bestellt worden waren.
Man hatte erkannt, dass speziell Trichinen - das sind winzige Fadenwürmer - dem Menschen gefährlich werden können. Hauptüberträger sind laut Wikipedia Schweine, genauer gesagt, "das roh, z. B. als Mett verzehrte oder ungenügend gegarte Fleisch. Durch Kochen, Pökeln oder Einfrieren werden Trichinen abgetötet, jedoch nicht durch Räuchern". Hier kamen nun die Fleischbeschauer ins Spiel.
Wer diese verantwortungsvolle Tätigkeit ausüben wollte, musste zuerst eine Ausbildung machen. Danach bekam die Person ein Mikroskop, Schere und Pinzette. Zwischen kleine Glasplättchen (Objektträger) kamen Proben von Muskelfleisch, die dann unterm Mikroskop auf Trichinen untersucht wurden.
Ein Fleischbeschauer erhielt zudem einen Stempel. Mit blauer Farbe markierte er das unbedenkliche Fleisch eines untersuchten Tieres. Außerdem besaß er die Vollmacht, ein von Fadenwürmern befallenes Tier zu beschlagnahmen.
In Empfingen war Josef Hellstern aus der Haigerlocher Straße bis 1982 Fleischbeschauer. Er untersuchte aber auch in Dettensee und Wiesenstetten das Fleisch nach Schlachtungen, wie sich seine Kinder erinnern. Hellstern war Bauarbeiter und deshalb nicht hauptberuflich Fleischbeschauer. Jeden Montag hatte er auf dem Bau jedoch frei, da in den Empfingen Schlachthäusern am Wochenbeginn geschlachtet wurde. Auch Hellstern absolvierte einen rund vierwöchigen Kurs, bevor er sein Amt zwischen 15 und 20 Jahre lang hier ausüben durfte. Geboren wurde Hellstern am 11. Juni 1912, gestorben ist er am 3. Dezember 1993.
Nach Hellstern war Albert Hank aus Wiesenstetten noch einige Jahre Fleischbeschauer. Doch die (Haus-)Schlachtungen wurden immer weniger und die Fleischbeschau übernahmen dann die Tierärzte, beispielsweise Dr. Fegert aus Haigerloch.